Debatte um Kürzungen Werden Sachsens Hochschulen kaputt gespart?
In der sächsischen Universitätslandschaft knirscht es gewaltig. Keiner will an dem Dilemma um die Studiengänge, die in Leipzig geschlossen werden sollen, Schuld sein. Das Ministerium zeigt auf die Uni, die Uni auf das Ministerium. Und mancher sieht dies sowieso nur als Symptom einer gewaltigen Fehlentwicklung. Wird in Sachsen die Universitätslandschaft kaputt gespart?
9.255 Menschen sind aktuell an den sächsischen Hochschulen und Universitäten beschäftigt. Bis 2020 sollen 1.042 dieser Stellen abgebaut werden. So hat es der sächsische Landtag beschlossen. Was abgebaut wird, dürfen die Universitäten und Hochschulen selbst entscheiden. Von drohenden Amputationen sprach die Rektorin der Universität Leipzig, Beate Schücking, zuletzt. Nicht nur Institute, ganze Fakultäten stünden zur Diskussion. Die sächsische Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer sieht sich trotz aller Kritik als Anwältin der Hochschulen: „Ich kann Kritik, wenn es um Einsparungen geht, natürlich nachvollziehen. Ich halte sie aber nicht in jedem Fall für gerechtfertigt. Wir haben mit den Hochschulen in den letzten Monaten auf Augenhöhe verhandelt und sie haben sehr gute Ergebnisse bei den Zuschussvereinbarungen erzielt. Insofern kann von Nöten beim Stellenabbau derzeit keine Rede sein.“
Mit der Zuschussvereinbarung sichert der Freistaat den Hochschulen knapp zwei Milliarden Euro zu – über den aktuellen Doppelhaushalt hinweg, bis Ende 2016. Bernd Hahn, Sprecher der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften, kann der Zuschussvereinbarung trotzdem nur wenig Positives abgewinnen: „Da wird vorausgesetzt, dass mit weniger Personal pro Studierendem, denn die Studierendenzahlen steigen immer weiter an, eine bessere Leistung erbracht wird. Das heißt: Höhere Abschlussquoten, weniger Abbrecher, höhere Studienqualität und so weiter. Das ist einfach ein Widerspruch in sich – das kann man nicht machen, mit weniger Ressourcen ein besseres Ergebnis erzielen.“
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Ausgaben pro Studierendem in Sachsen sinken. 2011 waren es noch 6.350 Euro je Kopf, 450 Euro weniger als 2006. Im Ländervergleich landet Sachsen damit auf dem vorletzten Platz. Mit dramatischen Folgen, sagt Matthias Kuhnt, Sprecher der Initiative Akademischer Mittelbau an der TU Dresden: „Das Problem ist, dass die Universitäten mit ihrer Grundmittelfinanzierung nicht in der Lage sind, ihre Aufgaben zu erfüllen. Das ist zum einen natürlich die Lehre, aber auch ein Anteil Grundforschung. Dafür reicht das Geld nicht aus.“
Stattdessen werden über Umwege Bundesmittel genutzt, um die Lehre abzusichern, als Projektförderung für befristete Stellen zum Beispiel. Doch dauerhaft darf sich der Bund nicht in Bildungsangelegenheiten der Länder, wie die Universitäten, einmischen. Dieses Kooperationsverbot ist auch Wissenschaftsministerin von Schorlemer ein Dorn im Auge: „Dem Bund muss ermöglicht werden, sich dauerhaft im Bereich der Hochschulen zu engagieren. Es wäre in der Tat wünschenswert, wenn es zu einer baldigen Entscheidung über eine Ergänzung des Grundgesetzes käme.“
Der Bund könnte dann bezahlen, was die Länder nicht leisten können. Doch im Koalitionsvertrag ist davon keine Rede. Hoffnung könnten die Universitäten auf eine Evaluierung 2015 setzen. Dann soll überprüft werden, wie sich die Studierendenzahlen tatsächlich entwickeln und wie man beim Stellenabbau weiter vorgeht, so Ministerin von Schorlemer.
Quelle: http://www.mdr.de/sachsen/hochschulen-sachsen100_zc-f1f179a7_zs-9f2fcd56.html